Die Hauptstadt der europäischen Politik
Diese Mal berichte ich aus Brüssel. Nicht über Politik, denn bei el Stefano geht es ja um die Gaumengenüsse. Die meisten Deutschen werden die Hauptstadt von Belgien wegen drei Dingen kennen. Politik, Brüsseler Spitze und das Mannekin Pis (ein kleiner bronzener Kerl, der in einen Brunnen pinkelt und oft lustig angezogen ist).
Busreisenden werden diese Ausflugsziele immer gezeigt, weshalb da dann immer eine Traube von Touristen steht. Damit aber genug der Langeweile und hin zu den wirklichen „Insider Tipps“, denn ich war mittlerweile bereits 19 Mal in einer der schillernsten Hauptstädte Europas.
Check IN
Brüssel ist näher als ihr denkt und gut mit dem eigenen Auto zu erreichen. Am Wochenende sind die Hotels, in Abwesenheit der Politik, oft sehr günstig und ein 4 oder 5 Sterne Hotel lässt sich Online bereits ab 90 Euro buchen. Wer das Frühstück nicht inklusive hat, der bekommt später noch eine heiße Adresse von mir. Ihr solltet nur darauf achten, dass euer Hotel in 1 Kilometer Entfernung vom Grand Place (Großer Platz) liegt und ein Parkhaus hat, oder eines in unmittelbarer Nähe, denn aus diesem Umkreis berichte ich heute.
Shopping in Brüssel
So leer wie auf diesem Bild werden normale Besucher der Stadt die Fußgängerzone nie zu Gesicht bekommen, aber Morgens um 06:00 Uhr ist die Metropole fast menschenleer und erinnert eher an eine deutsche Kleinstadt, zumindest am Wochenende.
Ab 10:00 Uhr sind die zahlreichen überdachten Galerien und Passagen mit Menschen aller Hautfarben, Religionen und Länder der Erde gefüllt und man kann kaum die ganzen Eindrücke der Kulturen verarbeiten, die auf einen einströmen, jedenfalls beim ersten Besuch der Multi-Kulti Stadt.
Langsamkeit kommt vor, ist hier aber eine individuelle Anschauung, wie in allen Millionenstädten der Welt. Wer es ruhig angehen will, lässt die Massen bei einem guten Kaffee an sich vorüber ziehen, oder Frau stürtzt sich in das Einkaufsgewimmel der gefühlten 1000 Geschäfte der Innenstadt. Einen ordentlichen Schluck Kaffee gibt es in den EXKI Cafes, oder überall da, wo Einheimische einkehren, wenn man die von den Besuchern unterscheiden kann.
Was sollte ich in Brüssel kaufen?
Wenn du Vegetarier bist, greife zu Pralinen. Die Schokoladen Paläste ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Innenstadt und manchmal gibt es sogar vier Geschäfte nebeneinander. Die Preise der Schokolatiers variieren, aber spitze sind alle und im Vergleich zu Deutschland sehr günstig, obwohl es ein Abkommen aller Pralinenhersteller gibt, nur die besten Zutaten zu verwenden. Ich kaufe schon seit 17 Jahren bei Leonidas und war nie enttäuscht. Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es unzählige Waffelstände für Naschkatzen. Bei mir melden sich Familie und Freunde gerne für eine Packung Pralinen an, wenn der jährliche Besuch in Brüssel ansteht. Also vorsicht, wenn ihr selber nach Brüssel wollt.
Essen und Trinken in Brüssel
Auch wenn die Amerikaner überzeugt sind, dass die Pommes Frites (USA = French Fries) aus Frankreich kommen – die Belgier habens erfunden (siehe Länderinfo Belgien). Deshalb unbedingt eine Portion Pommes essen, wenn ihr in der Stadt seit, denn es sind wirklich die Besten der Welt. Achtet aber darauf, nur dort die gelben Kartoffelstäbchen zu essen, wo fast nur diese angeboten werden, denn das sind die Spezialisten. Bei Maison Antoine soll es angeblich die besten Pommes der Welt geben, aber bei meinem Besuch waren sie nicht durch und haben vor Fett getrieft. Das russische Pärchen neben mir war bitter enttäuscht und wir haben uns gegenseitig getröstet, mit der Hoffnung auf bessere Zeiten (das ist schon ein paar Jahre her). Mein absoluter Lieblingsladen wurde gerade umgebaut (ein furchtbarer Schlag für mich), da dort auch über 20 selbstgemachte Saucen angeboten wurden und sogar Pommes im Baguette (nur für hartgesottene), aber ich habe noch ein älteres Bild vom Laden (südliches Ende vom Grand Place)
Natürlich kann man tagsüber auch ein leckeres belgisches Bier trinken, aber dann könnte der Abend kürzer werden als gedacht, denn Stehvermögen ist gefragt, wenn man etwas von Brüssel sehen will. Also kann man sich doch einfach ein Six-Pack seines Vavoriten mit nach Hause nehmen.
Und wenn ich schon einmal dabei bin, betrete ich einen Lebensmittelladen a la Brüsseler Innenstadt (Delhaize), wo viel Angebot und wenig Platz eine unheilvolle Verbindung eingeht. Vegesst die Vorstellung von überfüllten Lebensmittelmärkten in Deutschland an Brückentagen und vor Weihnachts- und Osterfesten. In Brüssel wird das jeden Tag getoppt. Hier gibt es günstige Getränke und ein paar süße Sachen, die einem nicht preislich die Schuhe ausziehen, wie in den Touristenläden der Innenstadt, wo 0,2 Liter Cola gerne Mal 2,50 Euro kosten. Die Gänge sind so eng, dass man Platzangst bekommen könnte und die Schlangen vor den Kassen stehen durch den halben Laden, vor allem nach Feierabend. Aber ich habe noch nie jemand gesehen, der ungeduldig war, oder eine genervte Kassiererin. Hut ab, vor soviel Gleichmut.
Selbstverständlich gibt es auch Einkaufswagen, aber zu 99% zieht man den Korb hinter sich her. Früher noch ohne Rollen und jetzt hochmodern mit Rädern.
Was sollte ich gesehen haben?
Der Grand Place ist ein MUSS. Alleine wegen der tollen Kulisse, aber auch wegen der vielen Versanstaltungen, die fast das ganze Jahr über statt finden, wie Biermesse, Blumenmesse, Trachtenumzüge, Mittelaltermarkt, oder die zahlreichen Maler, die schon gute Zeichnungen ab 20 Euro anbieten. Natürlich darf die Comic Hauptstadt Europas und die Geburtsstätte von Tim und Struppi (TinTin e Milou), mit dazugehörigem Museum, nicht auf der to do Liste fehlen. Der TinTin Shop ist direkt am Grand Place und ist leicht zu finden, denn von dort kommen die Fans mit den Tüten auf dem das Konterfei des Comic Helden prangt. Es gibt aber auch viele kleine Läden, in denen man Mitbringsel für die „Daheim gebliebenen“ bekommt, ohne in einen der Souvenir Shops gehen zu müssen, die überwiegend billigen Kitsch anbieten. Lasst euch Zeit, bevor ihr etwas kauft, vor allem, wenn ihr über Nacht bleibt, sollte man am ersten Tag nur gucken und nix kaufen.
Frühstück & Snacks
In der Bäckerei Paul kann man nicht nur sehr gut Frühstücken, sondern auch preiswert, denn oft verlangen die Hotels horrende Summen für ein Frühstückbuffet (ab 25 EUR pro Person). Hier bekommt man Croissants, Flüte (ausgesprochen Flüh), Butter, Kaffee, Capuccini, Marmelade und Orangensaft für 21 Euro für Zwei! Aber Achtung, ab 09:30 Uhr ist im Laden Rushour, denn dann kommen die Einheimischen und die schnellen Touristen. Zu dieser Zeit gönnt sich Julien eine Zigarette, die Erste seit 03:00 Uhr in der Nacht. Frisch gestärkt könnt ihr so in den zweiten Tag gehen. Übrigens kriegt man super belegte Baguettes bei „Panos“, da isst sogar die berittene Polizei von Brüssel und die müssen es ja wissen!
Wo gehe ich gut Essen?
Eines vorweg. Die Restaurants um den Grand Place sind schön anzusehen, aber nur wenige sind wirklich gut und fast alle sind teuer. Das liegt nicht an der Habgier der Besitzer, sondern an den exorbitanten Mieten der Läden, und die müssen erst einmal erwirtschaftet werden. Also wundert euch nicht, wenn ihr angesprochen werdet in ein Lokal zu kommen, als ob ihr auf der Reeoperbahn (Hamburg) in ein Amüsierlokal gelockt werden sollt. Wer es gerne deftig mag (es gibt auch Vegetarisches) ist mit dem Brüssel Grill gut bedient. Es gibt nur wenige Gerichte, die sind aber perfekt zubereitet und der Service ist schnell und freundlich. Viele werben in Brüssel für ihr Steak Restaurant, dass hier ist aber wirklich gut und bezahlbar. Köstlich ist die Sauce „Grüner Pfeffer„.
Trotzdem sollte man in die „Fressgassen“ rund um den Grand Place gehen, alleine wegen der Atmosphäre. Wem das und das Fischangebot gefällt, probiert sein Glück hier. Oft ist der Fisch auch vor dem Restaurant ausgestellt, aber ich halte es mit dem frischen Fisch wie die Fischer, denn den gibt es nur an der Küste, und die habe ich in Brüssel noch nie gesehen.
War das schon alles bei den Restaurants?
Ganz klar, NEIN! Denn der „PLace to be“ in Brüssel ist das neue Pop up Restaurant im Herzen der Innenstadt (kommt eigentlich jeder dran vorbei), wo jeden Dienstag und Donnerstag Top Köche ausgefallene Menus zaubern und … das wird alles von einem Fernsehsender aufgezeichnet. Karten kann jeder erwerben, aber das Gedrängel um die besten Plätze ist natürlich groß. Also wer da rein möchte ist entweder bei Zeiten da, oder reserviert.
Was gibt es noch zu Essen?
Ob es stimmt weiß ich natürlich nicht, aber bei Jack O’Shea (liegt außerhalb der 1000 Meter Zone) soll es das beste Fleisch Europas geben und eines ist klar. Jack ist ein Mann der eine Vision hat. Seine Metzgerei ist immer brechend voll und egal was das Fleisch kostet – es wird bezahlt. Nie ist mir beim Anblick einer Fleischtheke so das Wasser im Mund zusammen gelaufen und die Kunden hatten alle den konzentrierten Tunnelblick. Leider hatte ich meinen Termin bei Jack schon am Freitag, weshalb ich kein Fleisch eingekauft habe (und weil ich keine Kühlbox dabei hatte – passiert nie wieder!). Die Bilder sind alle echt (wie immer bei el Stefano), aber man muss das nochmal betonen. Da kann man sich schwer vorstellen, dass Kobe Rindfleisch aus Japan noch besser sein soll (siehe Länder Info Japan). Wer mit diesem Fleisch einen Grillabend mit Freunden macht, ist der King und wird vermutlich im Testament bedacht.
- Wagyu Rind von Jack O’Shea
- Ripeye Steak von Jack O’Shea
Das Ende von el Stefano
Nach der Fleischorgie (die Vegetarier hatten ja schon Pralinen und Pommes) gibt es jetzt noch einen Tip für Musikfreunde und Fans des entspannten Groovens. Zufällig habe ich eine Live Performance der Beat Box Künstler „Jungle Baboo & Power Bit“ gesehen, aber aus technischen Gründen nur ein Bild der Darbietung gemacht. Derzeit bemühe ich mich noch um einen kleinen Clip, den ich hier dann zur Verfügung stelle. Die Beiden haben dermaßen die Stadt gerockt, dass buchstäblich die Menschenmassen, inklusive Polizei stehen geblieben sind und gelauscht haben. Beat on und einen guten Appetit aus Brüssel wünscht, el Stefano!
Bildergallerie
- Eingang zum Fleischparadies
- Jack O’Shea Sirloin Steak
- Innenbereich des Pop up Restaurants
- Strassenkünstler rund um den Grand Place
- Berittene Polizei Brüssel
- Bäckerei Paul über der Theke
- Bäckerei Paul, Rue Grètry 12
- Bäckerei Paul Innenstadt Schaufenster
- Breakfast at Paul
- Belgisches Bier
- Dessert Regal Delhaize
- Edeltötchen
- Flummimaschine Geschenkeladen Brüssel