„Original Unverpackt“ ist zunächst einmal der Name eines neuen Frenchise Unternehmens im Bereich der Lebensmittelbranche. Die Idee von Sara Wolf und Milena Glimbovski ist nicht ganz neu, denn schon vor 50 Jahren hat man seine Verpackungen für Lebensmittel selbst mit zum Wochenmarkt genommen, oder der frische Fisch wurde in altes Zeitungspapier eingewickelt. Die Generation der 80er Jahre kennt diesen Zustand allenfalls von den Eltern, oder Großeltern, sofern diese auf den Wochenmarkt gegangen sind.
Trotzdem ist es ein Schritt in die richtige Richtung, wenn die Damen sagen, dass eine Gurke oder Banane ja bereits verpackt ist und keine weitere Schutzhülle mehr benötigt. Ebenso ist völlig nachvollziehbar, dass die Verpackungen, zum Beispiel für Süßigkeiten, immer aufwendiger werden, teilweise auch, um das Produkt besser vermarkten zu können. Ökologisch gesehen, ist das natürlich Wahnsinn, aber es wird vom Gesetzgeber nicht abschließend reguliert.
Die Auswüchse des Verpackungswahnsinns
Wenn die Schokotäfelchen einzeln verpackt, dann in bunte Folie verschweißt und zum guten Schluss mit Pappe umhüllt werden, die wieder die Werbesprüche des Unternehmens aufnimmt, ist das für den Hersteller natürlich nachvollziehbar, aber für den Konsumenten oft übertrieben. Was mache ich aber, wenn es sich um meine Lieblingsleckerei handelt, auf die ich ungerne verzichte? Eben. Ich ärgere mich bestenfalls, kaufe dann aber trotzdem, vielleicht sogar mit schlechtem Gewissen, vor allem wenn ich dann noch Mutter bin (oder Vater) und an die Zukunft meiner Kinder denke.
Es gibt sogar Listen von Verbraucherverbänden die Mogelpackungen & Co. anprangern und sogar den Behörden melden, aber mit ein paar kleinen Tricks, ist die Verpackung wieder angemessen und die Werbesprüche werden leicht verändert weiter über die Medien verbreitet, ob es sich um die Extraportion Sauerstoff im Getränk handelt, oder um Lebensmittel die eine Arzneiwirkung haben sollen. Die Liste an Verrücktheiten ließe sich beliebig fortsetzen, vor allem, wenn wir über das Kleingedruckte auf jeder Verpackung denken, oder?
Realität oder Wunschdenken?
Da „Original Unverpackt“ eine ökologische Triebfeder hat, sei der Ausblick auf Ökologie und Ökonomie erlaubt. Wie auf der Homepage zu lesen ist, werden Lieferanten und Hersteller gesucht, die Waren wie: Shampoo, Creme (Duschsortiment), Spirituosen, Gewürze, Käse und einiges mehr, unverpackt liefern können und wollen. Eine wirklich große Herausforderung, um ein gutes Grundsortiment auf die Beine stellen zu können. Die dabei normalerweise anfallenden Verpackungen werden zumindest stark reduziert, denn auch in diesem Lebensmittelladen werden die Äpfel nicht lose transportiert. Um verschiedene Obstsorten das ganze Jahr bereit stellen zu können, muss die Ware aus dem Ausland eingekauft werden und die Lieferanten lassen sich dabei nicht gerne über die Schulter schauen. Selbst wenn alle Produkte Bio sind, stellt sich die Sinnfrage, wie Bio ein Apfel ist, der in Chile gepflückt, und anschließend um den halben Erdball transportiert wurde. Heute werden 70 Prozent aller Lebensmittel per Schiff transportiert und diese laufen außerhalb der Küstenregionen mit Schweröl, dass in vielen Ländern der Erde als Sondermüll behandelt wird, aber auf offener See benutzt werden darf. Es ist rund 30 Prozent billiger als Diesel, aber die Schadstoffe sind enorm. Alleine der Ausstoß von Schwefeldioxid der 15 größten Containerschiffe entspricht pro Jahr dem von 800 Millionen PKW. Insgesamt fahren 90000 Schiffe mit Schweröl über die Weltmeere. Die anderenGiftstoffe ie Ruß usw. sind hier nicht mal berücksichtigt.
Zugegeben, auch el Stefano kauft Bananen, Kiwi & Co. die es hier in Europa nicht gibt, aber inzwischen kommen ja nicht nur exotische Früchte aus Übersee, sondern auch typische Sachen wie: Knoblauch, Äpfel, Birnen, Erdbeeren und sogar Spargel. Das führt nicht nur das Bio Zertifikat ad absurdum, sondern lässt auch Zweifel am Ökokonzept der unverpackten und verpackten Waren aufkommen. Ich jedenfalls kaufe solche Produkte nicht, sondern lebe dann mit den Lebensmitteln, die die Jahreszeit zulässt, oder ich friere mir selber Obst und Gemüse ein, falls notwendig.
Mehrwegverpackungen sind ökologisch und ökonomisch, oder?
Die Idee seine eigene Verpackung für Shampoo, Käse & Co. mitzubringen hat seinen Reiz, aber … ihr habt Recht, es gibt ein ABER. Als erstes benötige ich ein Sortiment an gut verschließbaren Verpackungen für den Transport, die ich natürlich immer mitnehmen muss. Die befülle ich und bringe sie wieder nach Hause und ab in den Kühlschrank, oder den Vorratsschrank. Am besten alles passend, sonst geht mir bald der Platz aus. Ein neuer Kühlschrank kann toll sein, wenn er weniger Energie verbraucht als der Vorgänger, aber sonst macht die Neuanschaffung keinen Sinn. Habe ich alles verbraucht, oder nur einen Teil, muss ich die Behälter reinigen. Ja genau! Gründlich mit frischem, heißen Wasser und Spülmittel, denn sonst zieht der Schimmelpilz in den Kühlschrank ein. Falls ich eine Ökospülmaschine besitze, spare ich zwar die Handwäsche, vorausgesetzt alle Behälter sind Spülmaschinen geeignet, dafür läuft das Schätzchen dann öfter. Zudem sollten die Behälter nicht bei 50-60 Grad Celsius im Auto vorgeglüht werden (Im Sommer schnell erreicht), denn sonst entwickeln sich gefährliche Keime in rasend schnellem Tempo. Dabei war der Verzicht auf wichtige Resourcen wie Wasser, Strom für die Kühlung und die Vermeidung von Chemie (Spülmittel) doch ein ausgelobtes Ziel der unverpackten Lebensmittel. Die Industrie in Deutschland hat zumindest strenge Auflagen, was Sauberkeit und Lebensmittelverträglichkeit bei der Produktion und Verpackung von Lebensmitteln angeht, deshalb können wir in der Regel die verpackten Produkte länger verzehren, als das Haltbarkeitsdatum ausweist. Was nützen Lebensmittel ohne Verpackung, die ich dann doppelt sooft wegschmeiße, wie herkömmlich verpackte Ware? Ich will hier keine Lanze für die Verpackungen der Lebensmittelbranche brechen, denn ich kaufe meine Ware auch lose, falls es geht und hygienisch sinnvoll ist, aber diesen Standard auf jeden Konsumenten abzuwälzen halte ich für mindestens problematisch.
Fazit
Der Laden „Original Unverpackt“ ist sicher ein guter Ansatz und spornt hoffentlich die Hersteller an, ihre Verpackungswut einzudämmen, aber er ist kein Allheilmittel zur Umweltschonung, schon gar nicht für die Massen, oder möchtet ihr vor den obligatorischen Feiertagen mit der Tupperbox in der Schlange vor dem Zucker stehen? Eben! Für die Hersteller von Mehrwegverpackungen, die Auf Partys angeboten und für teures Geld verkauft werden, könnten allerdings goldene Zeiten anbrechen, falls sich die Marketing-Idee durchsetzt. Die sind natürlich auch nicht wirklich ökologisch hergestellt, aber das wußtet ihr ja bestimmt.
Euer el Stefano.